Ausstellung Münchner Stadtmuseum


Wem gehört die Stadt?

Manifestationen neuer sozialer Bewegungen

über die Münchner Polit- (SDS, ASTA) und Protest-Szene der '60er'- und '70er'.
22. Februar bis 1. September 2013

3. 3. 2013: Erweiterndes Bildmaterial dazu:

Rosy Rosy in Aktion mit der Münchner Frauenkommune 1969

 (aus Süddeutscher Verlag Bildarchiv 25.2./Foto A. Haase)

In der Presse beschrieben als: Bräute der Revolution, die im Münchner Amtsgericht einen Mini-Aufstand wider den sexuellen Notstand in der Justiz probten. (Details dazu in der Ausstellung.)

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Kino-Aushangbild des Spielfilms  
Agilok und Blubbo von Peter F. Schneider 1968

Robert Walker, Rosy Rosy, Klaus Lea



Schneider und Lea (als Drehbuch-
autor) waren damals die ersten, die Inhalte der revolutionären Aufbruch-stimmung in ein Spielfilmdrehbuch einfließen ließen. Mit Szenen, die die RAF Jahre später in die Realität umsetzte, wenn auch mit blutigem, völlig anderem Ausgang.
Mit poetisch eingefangenen Bildern, bewegt das Underground-Movie sich  zwischen Satire, Komödie und Drama.

 

Zeigt das wöchentliche Baderitual in der Waldhütte, vor den Toren der Stadt, wo sie zu dritt leben, über Formen des Aufstands diskutieren, Aktionen planen oder verschiedene Szenarien dabei durchspielen.


Wie beispielsweise ein Erschießungs-kommando, das Aufständischen in der Historie als mögliche Option blühte.





Das von ihnen entführte Staats-Oberhaupt wird auch deshalb wieder frei gelassen, weil es sich einsichtig zeigt und ihnen einen Panzer schenkt, auf dem sie am Schluss ihre make love-not-war-Party feiern.
(Auf dem auch schon die Amis 'Die Brücke von Remagen' drehten.)





Bei Dreharbeiten zu Agilok

(Foto Christian Friedel/Collage Rosy R. Heinikel)


Rosy:  "Im selben Outfit waren wir natürlich auch privat unterwegs, wenn auch ohne Gewehre.
Geld bekamen weder Peter für Regie und Schnitt, noch Klaus für das Drehbuch. Wem aber ging's damals schon groß um Geld? Hauptsache, das Ding konnte realisiert werden. Konntest du dich zumindest als Mitproduzent fühlen. Und selbst der offizielle Producer Wewerka investierte seine Musik-Verlags-Überschüsse lieber in unser Projekt (Material, Kamera, Kopierwerk, Synchronstudio und dergleichen), anstatt beim Finanzamt dafür Steuern zu zahlen. - Außerdem erhielten Robert, Klaus und ich als Hauptdarsteller 50 Mark Tagesgage.
Eine Kopie des Films (die Peter retten konnte) führte er '98 mal im Münchner Werkstatt-Kino vor. Diese 35-mm Kopie liegt inzwischen womöglich in irgend einem Filmmuseum, da er kurz danach verstorben ist.
W. Ettlich hatte damals im Zuge seiner Dokumentation 'Die 68ger Story' Videoaufzeichnungen gemacht. Auch die von Schneider und mir produzierten ersten Filme 'Rosy Rosy' und 'Mini Taurus' nahm er auf, wovon ich eine Kopie erhalten sollte, wozu es jedoch nie kam, weil das Material spurlos verschwunden war.
Gut, beim 1. Mal nachsehen, kann auch mir passieren, dass ich etwas nicht wiederfinde, beim dritten Mal aber schon, und so oft hat Ettlich inzwischen sein Lager durchsucht. Also ist davon auszugehen, dass ihm irgendwer das Material abgestaubt hat. Alles höchst mysteriöse Geschichten, die ich schon bei meinem 1. Kurzfilms von '69 erlebte, wo einer mit der einzigen Kopie nach  Südamerika verschwand. Selbst Enno Patallas' Recherchen nach dem Ursprungsmaterial, das nachweislich jahrzehntelang im Kopierwerk lagerte, blieben erfolglos. Aber auch andere Filmleute erzählen mir heut ähnliches über ihre Erstlingswerke.
Zu meinem allerersten Film 'Rosy Rosy', den damals Barney Rosset für Grove-Press New York kaufte, erfuhr ich z. B. übers Internet durch 'eine Message von Julie' darüber, und als ich genauer recherchiere, finde ich raus, dass da irgendwelche Studenten oder Mitarbeiter des Harvard Film Archivs daran herumschnipselten, die daraus Teile in ihrem eigenen Werk verwendeten.

Zum Glück aber (als hätte ich es geahnt) hab ich die Vorführung '98 selbst gefilmt. - Bei 'nem High-8-Camcorder natürlich Material eher minderer Qualität.)
Wie sich inzwischen herausstellte, vernichtete der Musikverlag nämlich die letzte Agilok-Kopie im Zuge der Auflösung der Geschäftsstelle (mit tausenden von Bändern und Materialien im Keller) ebenfalls. Nur die Musik-Bänder existierten noch.
Single-Cover '68
Die weltweite Fangemeinde von Can war inzwischen groß, auf der Jagd nach sämtlichen Tonspuren, die ihre Idole je hinterließen. Ohne zu wissen, dass die Idole selbst natürlich rückblickend ganz andere Kriterien in der Auswahl für sich ansetzten, wenn diese denn jetzt noch vollends in ihrer Hand gelegen hätte. Die '68 produzierte Single mit dem Kamerasong wurde bereits für 300 Euro gehandelt.
In Barcelona gibt es einen kleinen Laden in der Riera Baixa mit allem nur Möglichen aus den 60-ern: Embryos, Gurus, Amon Düül, und natürlich kamen dort auch Can-Fans vorbei, die du schon dran erkanntest, dass sie Can-T-Shirts trugen. Der Ladeninhaber betrieb gleichzeitig das Label Wah-Wah-Records, und die waren also ganz scharf drauf, den Kamerasong neu raus zu bringen, am liebsten den ganzen Filmsound, und kurz vor seinem Ableben hatte Wewerka ihnen noch eine Lizenz in limitierter Auflage vergeben.
(Auch wenn das mehr oder weniger natürlich nur ein Vorspiel von dem war, was sich kurz nach den Aufnahmen '68 als Band CAN formieren und Geschichte schreiben sollte.)

Als wir hier in München (im Sommer '68) im Studio waren und ich aufs Playback singen sollte (das erste mal, dass ich so was machte), legte Irmin eine Scheibe auf den Plattenteller, um mir 'ne Vorstellung davon zu geben, wie er sich den Gesang vorstellt. - Es war 'Sunday morning'. Er wollte also, dass ich das ganz unprätentiös vor mich hin-singe, so, als wäre ich mit mir allein.
Der Witz ist, 40 Jahre später kommentierten sie dazu im RollingStone-Forum:  "Man könnte hier fast von einem wirklich deutschen Pendant von Velvet Underground & Nico sprechen. - Wunderbar abgedreht! - Wahnsinn!"

Der Kamera-Song hatte bereits vor zwei Jahren 10-tausend Klicks auf YouTube, der dann aber aus Gründen des gleichzeitig hoch geladenen LP-Covers gelöscht werden musste. Zwischenzeitlich stehen die Zähler verschiedenster Kanäle schon wieder auf dreizehn-tausend). Einerseits der Fangemeinde zu verdanken, andererseits dem Single-und neuerdings eben auch LP Cover, das einst Peter und ich machten. 

LP-Album 2009
Ich hatte zwar nicht genehmigt, das Bild 40 Jahre später erneut zu verwerten, aber nachdem es dann passiert war, wurden bei der Gelegenheit zumindest mal die Bild-und auch Song-Rechte klar definiert, die mir mit Hilfe einer der besten Münchner Anwältinnen dann auch reichlich entschädigt wurden. Zumal gewisse Produkte jener Zeit inzwischen ja Kultstatus besitzen, wo natürlich erstmal davon ausgegangen wurde, man bekäme das ganze wieder umsonst oder für'n Appel und'n Ei. Noch dazu in Verbindung mit einem frauenfeindlichen Slogan, der, nebenbei bemerkt,  schon deshalb nicht im Verantwortungsbereich von Wah-Wah-Records lag, weil die noch weniger Deutsch verstehen als ich Spanisch. Nur das hier im Blog gezeigte Cover ist das von den Agilok-Autoren jemals autorisierte."

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Kamerasong (Text Klaus Lea):
Revolutionslied (Text Klaus Lea):

Weitere Infos:   

Süddeutsche Zeitung 22.3.13: http://newsticker.sueddeutsche.de/list/id/1421522 

www.kino.de/kinofilm/agilok-und-blubbo/46967

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